Die Sache mit der Maus
Eine neue Studie zeigt, dass Glyphosat bei Mäusen eine Alzheimer-ähnliche Nervenentzündung auslöst, die auch nach 6 Monaten noch sichtbar ist. Die Mäuse sind nicht nur als Versuchstiere und Modellorganismus für den Menschen betroffen, sondern auch direkt. Denn auf dem Feld fressen (nicht nur) sie genau die hochbelasteten Körner nach der Sikkation, die nicht auf Rückstände untersucht werden.
Alte und neue Erkenntnisse
Dass die Langzeitrisiken von Glyphosat für Säugetiere in vielen Anwendungsbereichen eindeutig sind, hat auch die EFSA bei der Wiederzulassung von Glyphosat festgestellt (Link).
Die Frage, ob nur Glyphosatformulierungen, nicht aber Glyphosat selbst ein neurotoxisches Potenzial haben, musste offen bleiben, auch wenn dieser Unterschied für die Maus im Feld nicht relevant ist.
Eine aktuelle Studie zeigt nun aber erstmals, dass Nervenentzündungen durch Glyphosat, ähnlich wie bei der Alzheimer-Krankheit, auch nach 6 Monaten noch im Gehirn von Mäusen nachweisbar sind. Neben den Entzündungen selbst konnten auch veränderte Proteine, krankhafte Veränderungen und AMPA (Glyphosat-Abbauprodukt) im Gehirn von Tieren mit dem typischen Angstverhalten gefunden werden. (Link) / (Link).
Doppelt betroffen: Die Maus
Die Maus ist hier nicht nur das Modellsäugetier, das für alle anderen Tiere und auch für uns Menschen im Labor (in diesem Fall buchstäblich) den Kopf hinhält. Mäuse leben auch genau auf den Feldern, auf denen stark mit Glyphosat belastete Nahrung in großen Mengen zu finden ist: Auf Feldern, auf denen Sikkation eingesetzt oder Gründüngung abgetötet wurde.
Sikkation – was direkt auf dem Feld bleibt
Bei der Sikkation von Getreide und Hülsenfrüchten, die in der EU erst seit kurzem verboten, international aber noch weit verbreitet ist, nehmen gerade die noch sehr grünen Körner viel Glyphosat auf. Sie vertrocknen dann und werden vom Mähdrescher als zu kleine Körner gleich wieder auf das Feld zurückgesiebt. Die großen, reifen Körner mit geringerer Belastung werden geerntet und analysiert, nicht aber das, was die Tiere auf dem Feld mit deutlich höherer Belastung fressen. Daher können auch hohe Dosierungen in Versuchen durchaus realitätsnah sein.
Keine Höchstmengenbegrenzung
Es reicht also beim besten Willen nicht aus, nur auf Rückstände in Lebensmitteln zu schauen oder festzustellen, dass der Mensch keine Gründüngung isst. Es gibt neben den Mäusen noch genügend Vegetarier unter den Tieren (auch Insekten, deren Darmflora durch Glyphosat massiv gestört wird), die genau das fressen, was ohne Höchstmengenbegrenzung auf dem Feld übrig bleibt. Auch die Vorschriften zu Wartezeiten und Wiederbetretungsverboten werden nur von Menschen gelesen.
Komplexe Wirkungen sind auch welche
Die Zeiten, in denen Chemikalien aufgrund einfacher toxikologischer Mechanismen bewertet und vom Markt genommen werden konnten, sind zumindest in der EU weitgehend vorbei. Vieles, was offensichtlich toxisch ist, wurde vom Markt genommen oder zumindest in der Freisetzung und Belastung stark eingeschränkt. Die Komplexität der Ursachenforschung nimmt zu, die Wirkung aber bleibt.
Vorsorgeprinzip zur Schadensbegrenzung
Aber wir haben immer noch Insektensterben, Biodiversitätsverlust, steigende Krebsraten und eine wachsende Zahl neurodegenerativer Erkrankungen, die nicht einfach (oder noch gar nicht) erklärt werden können. Nur weil die Auswirkungen komplexer sind, dürfen wir die „Beweislage“ nicht so herunterspielen. Das Vorsorgeprinzip sagt uns auch, dass wir bereits bei Verdachtsfällen mit möglichen großen oder irreversiblen Schäden frühzeitig und angemessen handeln müssen. Nur so bleibt die Zukunft enkeltauglich.
An nachhaltigen realen Innovationen arbeiten
Alles zu verbieten ist vielleicht disruptiv, aber kaum nachhaltig innovativ. Wir brauchen eine ertragreiche und stabile Landwirtschaft mit bezahlbarer Arbeit und sozial verträglichen Preisen – aber nachhaltig. Deshalb müssen wir gemeinsam Gefahren und Schäden erkennen und dann passgenau handeln. Handeln heißt, bessere Lösungen zu finden. crop.zone leistet dazu seinen Beitrag mit der elektrophysikalischen Pflanzenkontrolle konkret auf dem Feld, z.B. bei der Sikkation zur Reduzierung des Glyphosateinsatzes