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Flufenacet – PFAS dauerhaft im Boden, aber nicht als Bodenherbizid

Die Bekämpfung von Ungräsern wird durch Resistenzen und immer weniger zugelassene Herbizide zur immer größeren Herausforderung.
Die Bekämpfung von Ungräsern wird durch Resistenzen und immer weniger zugelassene Herbizide zur immer größeren Herausforderung.

Mit dem absehbaren Wegfall des PFAS-Pflanzenschutzmittels Flufenacet müssen neue Lösungen zur Bekämpfung von Ungräsern entwickelt werden. Das Abbauprodukt Trifluoressigsäure, das beim Abbau aller PFAS-Pflanzenschutzmittel entstehen kann, hat sich als so toxisch erwiesen, dass wesentliche Zulassungskriterien nicht mehr erfüllt sind. Um den Landwirten Sicherheit bei der Bekämpfung von Ungräsern zu geben, wird eine nachhaltige und vorausschauende Entwicklung der Landtechnik nach dem Vorsorgeprinzip immer wichtiger. Denn gute Alternativen brauchen Innovationen auf dem Acker und eine mehrjährige Erprobung und Optimierung.

Flufenacet bekommt keine weitere Zulassung

Flufenacet ist ein sehr wichtiger Baustein für die Bodenherbizide, insbesondere gegen Ungräser wie Ackerfuchsschwanz – und fällt demnächst weg. (Schlag ins Kontor: Behörde streicht wichtigen Wirkstoff gegen Unkraut)

Die EFSA kam zu dem Schluss, dass Flufenacet die in der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 festgelegten Kriterien für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln nicht mehr erfüllt, da Bedenken hinsichtlich seiner Auswirkungen auf das Hormonsystem des Menschen und der möglichen Wasserkontamination durch gesundheitsschädliche Abbauprodukte wie Trifluoressigsäure bestehen. (Flufenacet-Zulassung vor dem Aus)

Flufenacet – eines von vielen PFAS-Pflanzenschutzmitteln

Flufenacet gehört wie eine Reihe anderer Pflanzenschutzmittel zur Gruppe der polyfluorierten Alkyl-Stoffe (PFAS). Das sind Stoffe, bei denen an mindestens einem Kohlenstoffatom des Wirkstoffmoleküls drei Fluoratome gebunden sind. Solche Stoffe sind in der Umwelt entweder generell kaum oder gar nicht abbaubar (so genannte Ewigkeitsstoffe) oder sie zerfallen in nicht weiter abbaubare Stoffe wie z.B. Trifluoressigsäure (engl. Trifluoro Acetic Acid TFA). Weitere wichtige TFA-freisetzende Pflanzenschutzmittel sind z.B. Diflufenican, Fluazinam, Tritosulfuron, Tembotrione, Fluopyram, Fluaziflop-P, Trifloxystrobin, Fluopicolide, lambda-Cyhalothrin, Flonicamid. (Chemikalieneintrag in Gewässer vermindern–Trifluoracetat(TFA) als persistente und mobile Substanz mit vielen Quellen)

TFA: Dauerrisiko für Böden, Grundwasser, Landwirte und Landbesitzer

Und genau diese nicht abbaubare Trifluoressigsäure ist das aktuelle Problemmolekül bei Flufenacet. Trifluoressigsäure ist sehr gut wasserlöslich und gelangt aus dem Boden ins Grundwasser. Sie kann auch leicht von Pflanzen aufgenommen und angereichert werden. So gelangt sie über die Nahrungskette auch zum Menschen oder wird im Nährstoffkreislauf z.B. mit Gülle und Gärresten wieder auf die Felder ausgebracht. Auch modernste Kläranlagen können sie nicht aus dem Wasserkreislauf entfernen. Wenn Trifluoressigsäure in die Luft gelangt, regnet sie großflächig wieder auf die Felder und in die Gewässer. TFA verschwindet nicht mehr. (Trifluoracetat (TFA): Grundlagen für eine effektive Minimierung schaffen – Räumliche Analyse der Eintragspfade in den Wasserkreislauf) (Jahrhundertgift PFAS: Wie verseucht ist Deutschland?)

Flufenacet – die größte PSM Quelle für Trifluoressigsäure

Pflanzenschutzmittel sind mit gut 400t potenzieller Entstehung von TFA pro Jahr in Deutschland die größte Quelle aus den Bereichen Landwirtschaft, Arzneimittel, kommunale Kläranlagen und Niederschläge. Dabei macht Flufenacet mit knapp 200 t fast die Hälfte der potentiellen Eintragsmengen der Ewigkeitschemikalie TFA aus. (Chemikalieneintrag in Gewässer vermindern–Trifluoracetat(TFA) alspersistenteundmobileSubstanz mitvielenQuellen)

Trifluoressigsäure – Giftigkeit führt zum Ausschluss

Trifluoressigsäure wurde lange Zeit als harmloses Abbauprodukt bewertet. Dies änderte sich grundlegend, als die Firma Bayer im Jahr 2021 der EU-Kommission aufgrund einer eigenen, sehr hochwertigen Studie mitteilte, dass bei Tests an Kaninchen während der Schwangerschaft schwere Missbildungen des Skeletts und der Eingeweide aufgetreten waren. (Rechtsgutachten zur Änderung der Zulassung von TFA-freisetzenden Pflanzenschutzmitteln)

Infolgedessen wurde TFA als „reproduktionstoxisch Kat. 1 B“ eingestuft, d.h. als wahrscheinlich, beim Menschen vorgeburtliche, nicht vererbbare Gesundheitsschäden und Fruchtschäden zu verursachen. (Link)

Dieser toxikologische Befund ist das oft erwähnte Ausschlusskriterium gemäß der Zulassungsverordnung (EG) Nr. 1107/2009 für Pflanzenschutzmittel. 

Abwarten reicht nicht – vorausschauendes Handeln wird Pflicht

Doch schon lange vor 2021 wollten viele Gruppen und Entscheidungsträger auf der Grundlage des Vorsorgeprinzips den Einsatz von PFAS auf die unbedingt notwendigen Bereiche beschränken. (TRIFLUORESSIGSÄURE)

Einige Landesämter für Landwirtschaft haben schon 2016 (!) begonnen, Pflanzenschutzkonzepte ohne Flufenacet zu entwickeln. Mit klaren Ergebnissen:

  • durch Wegfall von Flufenacet wird Herbstbehandlung bei Ackerfuchsschwanz und Weidelgras schwieriger….
  • allein mit Chemie können Ungräser … langfristig nicht mehr bekämpft werden…
  • verschiedene ackerbauliche Maßnahmen sollten unbedingt im Betrieb ausprobiert und integriert werden

(Was bedeutet ein möglicher Wegfall von Flufenacet für die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz und anderen Ungräsern?)

Nur Vorsorge ist nachhaltig – Innovationen gefragt

Wie so oft bei technischen Entwicklungen ist der Rückgriff auf altbekannte Techniken und Verfahren oft nicht der Durchbruch zur effizienten Problemlösung. Die „Rückkehr“ zu alten (meist aus guten Gründen abgelösten) Lösungen ist oft nur eine Notlösung oder gar keine Lösung. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine bisher sehr effiziente Maßnahme oder Technologie, wie z.B. der chemische Pflanzenschutz, nicht mehr zur Verfügung steht. Deshalb müssen auch ganz neue Lösungen gesucht und passgenau in die erforderlichen Anwendungen integriert werden.

crop.zone arbeitet an nachhaltigen Alternativen

Mit der elektrophysikalischen Pflanzenkontrolle stellt crop.zone eine solche für die breite Anwendung neue Wirkungsweise vor, die auch helfen kann, z.B. Resistenzprobleme oder die starke Witterungsabhängigkeit anderer Verfahren wieder besser in den Griff zu bekommen.

Daher arbeitet crop.zone auch an Strategien zur Integration der Vorsaat- und Vorauflaufbehandlung von Ackerfuchsschwanz und Windhalm in die ackerbaulichen Maßnahmen. Dies ist vor allem dort interessant, wo eine zusätzliche Bodenbewegung nicht erwünscht oder nicht möglich ist.

Für eine starke und innovative Landtechnik mit Weitblick

Nur gemeinsam und vorausschauend mit allen Partnern der Wertschöpfungskette können wir trotz Klimawandel und bedrohter Biodiversität immer mehr Menschen ausreichend und nachhaltig ernähren. Innovative Landtechnik mit neuen Wirkprinzipien muss noch stärker in neue ackerbauliche Maßnahmen vor Ort integriert werden.

Insbesondere bei den fluorierten PFAS-Pflanzenschutzmitteln ist mit erheblichen weiteren Einschränkungen zu rechnen, die nicht nur, aber auch die Bodenherbizide erheblich treffen werden. Auf der anderen Seite lebt die Landwirtschaft seit jeher von Innovationen in der Landtechnik.

crop.zone arbeitet daran, elektrophysikalische Innovationen der Landtechnik auf die Felder zu bringen.