Hohe Grenzwerte (MRL) für Glyphosat
Glyphosathaltige Produkte werden international gehandelt. Gleichzeitig stellen besonders die proteinhaltigen Hülsenfrüchte eine große Chance für die Europäischen Landwirte dar. Deshalb hat die Festlegung von Grenzwerten und die Nutzbarkeit von Sikkationstechnologien einen großen Einfluss auf Innovationen und Chancen für in der zukunftsfähigen Landwirtschaft.
Warum haben einige Nahrungsmittel bis zu 200fach höhere Grenzwerte für Glyphosat?
Während für die meisten frischen pflanzlichen Lebensmittel der MRL (Maximaler Rückstands Gehalt) für Glyphosat in der EU bei 0,1 mg/kg liegt, gibt es für getrocknete Bohnen/Linsen/Erbsen, Senfkörner, Weizen, Raps, Leinsamen, Sonnenblumenkörner, Roggen, Hafer, Hirse und Sojabohnen bis zu 200fach höhere Grenzwerte (2, 10 oder 20 mg/kg).
( https://ec.europa.eu/food/plant/pesticides/eu-pesticides-database/start/screen/products (Stand 20.4.2024))
Damit kann auch nach dem Verbot der Sikkation mit Glyphosat in der EU der Import von mit Glyphosat sikkierten Nahrungsmitteln in die EU aufrechterhalten bleiben.
Gerade bei den Hülsenfrüchten mit ihrem hohen Eiweißgehalt ergeben sich auch bedingt durch die Eiweißstrategie der EU und z. B. Deutschlands (https://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2023/751426/EPRS_BRI(2023)751426_EN.pdf ; https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/ackerbau/eiweisspflanzenstrategie.html ) und der Trend zu vegetarischen und veganen Lebensmitteln neue Marktchancen für Europäische Landwirte, die jedoch kein Glyphosat zur Sikkation einsetzen dürfen ( https://www.cbi.eu/market-information/grains-pulses-oilseeds/dried-lentils/market-potential ).
Das verzerrt Marktchancen für die Landwirte, belastet Nahrungsmittel weiter mit Glyphosat und schadet gleichzeitig der Umwelt weltweit.
Warum gibt es die Sikkation von Feldfrüchten statt natürlicher Reife?
Durch Sikkation kann die Qualität erhöht und bei ungünstigem Wetter die Ernte gesichert werden. Die Grundidee der Sikkation ist dementsprechend sehr sinnvoll.
Unter dem Sikkation von Pflanzen versteht man das gezielte Austrocknen einer Pflanze vor der Ernte. Dies geschieht, z. B. um die Ernte zu erleichtern, die Qualität zu verbessern den Zeitpunkt der Ernte zu synchronisieren oder Ernteverluste durch Regen oder Frost zu vermeiden.
Die Sikkation wird bevorzugt bei Getreide, Hülsenfrüchten und Ölsaaten eingesetzt, die ungleichmäßig abreifen. Bei Kartoffeln ermöglicht die Sikkation die gezielte Bildung schalenfester Knollen.
Die Sikkation der Pflanzen kann chemisch, mechanisch oder durch elektrischen Strom. Das Herbizid Glyphosat wird zu diesem Zweck (außer bei Kartoffeln) weltweit häufig eingesetzt. Es dringt in das Wurzelsystem ein, hinterlässt aber auch Rückstände in der Ernte und z. B. in den auf dem Feld zurückgelassenen unreifen Körnern, die dann von kleinen Säugetieren und Insekten gefressen werden.
Hat der Einsatz von Glyphosat erhebliche Risiken für die Biodiversität?
Entsprechend dem wichtigen Vorsorgeprinzip lautet die Antwort: Ja. Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat 2023 den zukünftigen Einsatz von Glyphosat in einem umfangreichen wissenschaftlichen Gutachten als Vorlage für die politischen Entscheider bewertet. In ihrer Kurzzusammenfassung schreibt sie: «In Bezug auf Biodiversität stellten die Sachverständigen fest, dass die Risiken im Zusammenhang mit den repräsentativen Verwendungszwecken von Glyphosat komplex und von mehreren Faktoren abhängig sind. Sie wiesen zudem auf das Fehlen harmonisierter Methoden und vereinbarter spezifischer Schutzvorgaben hin. Insgesamt lassen die verfügbaren Informationen keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu diesem Aspekt der Risikobewertung zu….». (https://www.efsa.europa.eu/de/news/glyphosate-no-critical-areas-concern-data-gaps-identified )
Die Zukunft der Sikkation und regionale Anbaugerechtigkeit
crop.zone arbeitet daran, die Sikkation mit Glyphosat in sehr vielen Einsatzbereichen durch elektrischen Strom zu ersetzen, damit keine speziell erhöhten Grenzwerte mehr nötig ist. Das gilt auch für Hülsenfrüchte. Das ist gut für den Verbraucher und auch die Umwelt. Gleichzeitig werden dann europäischen Landwirten, denen Sikkation mit Glyphosat jetzt verboten ist, wieder Möglichkeiten zur Erntesicherung bei hoher Qualität geschaffen. Damit können auch neue und wachsende Märkte z. B. im Bereich der Eiweißpflanzen erschlossen werden.
Denn Sikkation sichert Ernten, auch wenn es – auch klimawandelbedingt – vor der Ernte wieder zu nass wird.