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Paraquat und Parkinson in Australien

Der langsame Lernprozess aus der Geschichte und wichtige Lehren

Zusammenfassung

Die aktuelle australische Diskussion um die Toxizität des Herbizids Paraquat ist fast eine Wiederholung des Verbotsverfahrens dieses hochgiftigen Stoffes in der EU – vor rund 15 Jahren. Schon damals sahen EU-Gerichte den Zusammenhang mit Parkinson und die Giftigkeit für Mensch und Tier so kritisch, dass die EU-Kommission die Zulassung zurückziehen musste. Die australischen Behörden schränken aktuell die Einsatzmengen sehr stark ein und machen Paraquat z.B. bei der Kartoffelsikkation durch lange Wartezeiten wertlos. Nur die Akzeptanz wissenschaftlicher Risikobewertungen und die frühzeitige Entwicklung nachhaltiger Alternativen können die Unkrautbekämpfung und Sikkation aufrechterhalten.

Aktuelle Diskussion über Paraquat in Australien

Derzeit wird in Australien intensiv diskutiert, ob das nicht-selektive Herbizid Paraquat eine Ursache für das vermehrte Auftreten der Parkinson-Krankheit ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Kausalzusammenhang bei Tieren sicher nachgewiesen werden kann. (Link)

Die australische Behörde für die Bewertung von Pflanzenschutzmitteln APVMA sieht diese Zusammenhänge in ihrem aktuellen Bericht immer noch nicht so klar. (Link)

Sie empfiehlt jedoch, Anwendungen mit hohen Aufwandmengen zu stoppen, wenn diese ein hohes Risiko für die Umwelt oder eine akute Vergiftungsgefahr darstellen. (Link)

Dies kann bis zu 90 % aller Anwendungsszenarien (für Paraquat und Diquat zusammen) und 23 verschiedene Kulturen betreffen. (Link)

Für diejenigen Menschen, die in ländlichen Gebieten leben oder gelebt haben, und für diejenigen, die derzeit an Parkinson erkrankt sind, bleibt die Situation in Australien unübersichtlich und wenig beruhigend.

Paraquat ist ziemlich giftig

In einem sehr umfangreichen und von den EU-Gerichten überprüften Bewertungsprozess musste die EU-Kommission nach Klagen mehrerer Staaten schließlich 2010 die bisherige Zulassung von Paraquat zurücknehmen, weil die der Zulassung zugrunde liegenden Daten nicht dem vollständigen Stand der Wissenschaft und dessen angemessener Bewertung entsprachen. Kernpunkte der damaligen toxikologischen Bewertung, die dann zum Verbot führten, waren der ausreichend klare Zusammenhang zwischen Paraquat und der Parkinson-Krankheit, lebensbedrohliche Risiken für Anwender und zu starke Auswirkungen auf die Tiergesundheit (Hasen, Vögel). (Link)
Paraquat ist das am häufigsten zum Selbstmord verwendete Pflanzenschutzmittel. Bereits 20 ml können tödlich sein. Auch der Zusatz von Brechmitteln hat das Sterberisiko nicht signifikant gesenkt. (Link)

Anwendung Paraquat weltweit vielfach verboten und eingeschränkt

Aus diesen Gründen ist Paraquat mittlerweile in 67 Staaten verboten, aber z.B. in Australien und den USA noch zugelassen. In China, dem Besitzer des größten Paraquat-Produzenten der Welt, wurde die Anwendung 2016 verboten. (Link)

Trotzdem ist die Produktivität der Landwirtschaft in diesen Ländern nicht gesunken.(Link) Das liegt aber nicht am ersatzlosen Verbot, sondern an der Arbeit an Alternativen, denn auf Unkrautbekämpfung und Sikkation kann nicht einfach verzichtet werden.

Frühzeitig voneinander lernen ist immer ein Teil der Lösung

Die europäische Landwirtschaft hinkt in Sachen No-Till und Dürremanagement weit hinter Australien her. Im aktuell nassen Jahr (in Deutschland) wird die Trockenheit gerne verdrängt, aber der Klimawandel bleibt. Unkrautregulierungskonzepte mit mehrmaligem Grubbern, so flach und präzise sie auch sein mögen, können dann allein das entscheidende Restwasser für die nächste Aussaat kosten und Winderosion die Böden selbst.

Aber vielleicht kann Australien beim PSM-Risikomanagement von Europa lernen. Glufosinat, Paraquat und Diquat sind aufgrund wissenschaftlicher Risikobewertungen (auch und gerade im Hinblick auf Parkinson) seit Jahren und Jahrzehnten verboten. Das frühzeitige Verbot hat auch zur Entwicklung innovativer Landtechnik geführt. 

Die Frage der Kartoffelsikkation als Beispiel

Derzeit ist Paraquat in Australien noch 3-7 Tage vor der Kartoffelrodung zugelassen. Erstaunlicherweise gibt es laut dem aktuellen APVMA-Bericht keine Daten, die eine sichere Anwendung in diesem Zeitraum belegen. Selbst die vorhandenen Rückstandsdaten für 14 Tage Wartezeit ergaben unakzeptable Paraquat-Aufnahmemengen für Kinder. Die neue Empfehlung für die weitere Anwendung lautet daher „4-5 Wochen vor der Rodung“). (Link)

Diese Verschärfung zeigt, dass offensichtlich die Toxizität für den Menschen bisher ohne wissenschaftliche Grundlage erheblich unterschätzt wurde. Gleichzeitig zeigt das Beispiel aber auch, dass Paraquat mit der neuen Empfehlung für sehr viele Landwirte, die ihre Kartoffeln aus vielerlei Gründen nicht so lange im Boden lassen können oder wollen, praktisch wertlos wird.

Späte Behandlung und schnelle Rodefähigkeit wichtig für die Sikkation

Anbauzeit bedeutet Ertrag und Geld. In vielen Regionen der Welt möchte man die Kartoffeln definiert und lange aktiv wachsen lassen, um eine hohe Qualität und einen hohen Preis zu erzielen (Größe, Stärkegehalt, nicht zu lange Schädlingsbelastung im Boden, vorhersehbare Witterungsbedingungen bei der Ernte). Nach Abschluss des Kartoffelwachstums müssen die Felder schnell wieder mit einer Zwischenfrucht oder der Folgekultur bestellt werden können. Die derzeitige Wartezeit von 14 Tagen stellt für die Landwirte oft eine erhebliche Erschwernis dar. Gerade in Jahren mit späterem Pflanztermin ist jeder Tag aktiven Wachstums, insbesondere bei Industriekartoffeln, ein deutlicher wirtschaftlicher Gewinn. Deshalb setzen immer mehr Landwirte auf moderne nicht-chemische Verfahren.

Spät ernten und sofort wieder die Einsaat vorbereiten.
Spät ernten und sofort wieder die Einsaat vorbereiten.

Eine lange Liste von Einschränkungen und viele Einwände

Der APVMA-Bericht enthält eine lange Liste von Einschränkungen, vom Verbot hoher Aufwandmengen bis zu längeren Wartezeiten. Für viele Kulturen und auch Brachen bedeutet dies, dass neue Lösungen gefunden werden müssen, wenn die Beschränkungen umgesetzt werden. Der Widerstand ist groß. So befürchten die Anbauer von Leguminosen in einigen Regionen sehr starken Windbruch, wenn sie Paraquat nicht mehr früh genug einsetzen dürfen. (Link)

Auch der Weinbau sieht in Paraquat einen bewährten Baustein in der Herbizid-Werkzeugkiste. (Link)

Das Gleiche gilt für Getreide- und Baumwollproduzenten, die um ihre Zukunft fürchten, wenn sie nicht mehr wie bisher Unkraut bekämpfen und sikkrieren können. (Link) (Link)

Innovationen statt nur Verbote

Die historische Entwicklung und die aktuellen Beispiele zeigen, dass der generelle Trend zum Einsatz chemischer Herbizide die immer weitere Einschränkung wegen wissenschaftlich erkannten, nicht akzeptablen Nebenwirkungen ist. Auch das Ignorieren toxikologischer Studien ist in Rechtsstaaten mittelfristig nie erfolgreich. Es wird aber auch kein Zurück zu Hacke und Pflug geben.

Also müssen Alternativen durch Innovation gefunden werden. Das braucht Zeit und muss immer proaktiv begonnen werden. Nicht-chemische Innovationen lassen sich deutlich schneller entwickeln als chemische Wirkstoffe, bei denen auch die Pipeline definitiv leer ist. Die letzten neuen Wirkmechanismen wurden vor mehr als 30 Jahren entdeckt. Heute nimmt nur noch die Zahl der resistenten Unkräuter zu.

crop.zone ist wichtiger Baustein jenseits nichtselektiver Herbizide
crop.zone ist wichtiger Baustein jenseits nichtselektiver Herbizide

crop.zone ist wichtiger Baustein jenseits nichtselektiver Herbizide

Das elektrophysikalische Verfahren von crop.zone ist eine der Innovationen, die den Fortschritt vorantreiben und in immer mehr Bereichen eingesetzt werden. So sind in Europa nach dem langjährigen Verbot von Paraquat und seit einigen Jahren auch von Diquat viele Landwirte froh, dass crop.zone keine Wartezeiten hat. Im Gegensatz zu den noch vorhandenen Herbiziden braucht es auch keine Sonne, um seine Wirkung zu entfalten. So können die Landwirte auch unter klimabedingt schwierigen Bedingungen so krautmindern und ernten, wie es die Kartoffelqualität und die Logistik erfordern. So kann die Kartoffelernte in Deutschland bis in den November hinein dauern und unmittelbar danach noch die Folgefrucht gesät werden.

Den Mode of Action „Elektrizität“ breit und nachhaltig einsetzen

crop.zone setzt seine Technologie in immer mehr Bereichen wie Kartoffeln, Gründüngung, Getreide und zukünftig auch in der Vorauflaufbehandlung und z.B. bei Leguminosen und mehr ein. Denn crop.zone macht die Wirkungsweise der elektrophysikalischen Behandlung für die Großlandwirtschaft nutzbar. Das hilft dann jeder fortschrittlichen Landwirtschaft, ob biologisch, regenerativ oder einfach „nur“ zukunftsorientiert, vorausschauend und verantwortungsbewusst.