matthias_eberius, veröffentlicht am 07.12.2023
Unkraut vergeht nicht – es passt sich an
Eine große amerikanische Studien hat Unkrautkontrollstrategien vergleichen, die nur auf Glyphosat beruhen mit solchen vergleichen, bei denen vor dem Aufwuchs der Kultur andere Unkrautkontrollverfahren eingesetzt wurden (https://academic.oup.com/pnasnexus/article/2/12/pgad338/7457920). Das Ergebnis war eindeutig. Das Unkraut passt sich je schneller an, je mehr und ausschließlicher Glyphosat eingesetzt wird. Auch der Spiegel berichtet (https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/glyphosat-verliert-wirkung-unkraut-haelt-dem-pflanzenschutzmittel-immer-oefter-stand-a-572dc650-d776-4bab-bd63-3b95ae71682e). Wie passen sich die Pflanzen an? In einigen Fällen gibt es Mutationen, die das Herbizid entgiften und unwirksam machen. Da nur noch Mischungen mit weiteren Herbiziden. In anderen Fällen ändert sich die gesamte Pflanze an so, dass z. B. weniger Herbizid in den Blätter aufgenommen und in die Wurzeln weitertransportiert wird. Dann hilft eine immer höhere Dosis zwar noch gegen das Unkraut, aber nicht der Umwelt und den Kosten. Ähnlich effektiv aber noch spannender ist die Selektion zu Ausweichverhalten. Wird z. B. in einer Gegend immer zu einem bestimmten Termin Glyphosat gespritzt, keimen die Pflanze soviel früher, dass die normale Glyphosatdosis, die schon zu große Pflanze nicht mehr abtötet. Die Dosis muss also erhöht werden. Oder die Pflanzen keimen später, sodass sie nicht mehr von der ersten Spritzung getroffen wird. Dann muss öfters behandelt werden, um die Wirkung zu erhalten, was aber sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt immer stärker belastet. Die schon sichtbare Folge: Die Effizienz von Glyphosat nahm laut Studienergebnissen bei alleinigem Einsatz von Glyphosat bis zu 31,6 % innerhalb von 10 Jahren ab (Conyza canadensis , Kanadisches Berufkraut). Da wird bald keinerlei WIrkung mehr bestehen. Ist KI eine Lösung? Gegen alle diese Wirkungseinschränkungen helfen nach Angaben der Autoren auch künstliche Intelligenz und Teilflächen- oder Spot- behandlungen nicht weiter. Die verringern zwar die aktuellen reinen Spritzmittelkosten, führen aber zum gleichen Anpassungsdruck und zum gleichen Effizienzverlust – nur eben etwas effizienter mit weniger aktuellem Glyphosateinsatz. Was hilft? Nur beim Einsatz verschiedener Herbizidstrategien im gleichen Jahr wurde eine derartige Verringerung nicht beobachtet. Glyphosat ist dementsprechend nicht das lange gepriesene Wundermittel für immer und gegen alles. Selbst die Effizienz in den schwerer zu ersetzenden Bereichen wird längerfristig nur dann noch Bestand haben, wenn regelmäßig und wo immer möglich komplett andere Unkrautkontrollmaßnahmen eingesetzt werden. Dafür empfehlen die Studienautoren ganz klar auch alle nicht-chemischen Strategien. Diese müssen zur besseren Auswahl dann wieder jeweils auf ihre vorteilhaften Haupteigenschaften und die unerwünschten Nebenwirkungen geprüft und entsprechend eingesetzt werden. |